In dem Leitbild der Realschule Emlichheim steht u.a.: „Die Beziehung zwischen allen Beteiligten muss von Respekt und gegenseitiger Unterstützung geprägt sein.“
Damit ist von der Realschule aufgenommen worden, was vom Kultusministerium für alle Realschulen im Lande gefordert wird. „Die Arbeit in der Schule zielt neben der Vermittlung einer erweiterten Allgemeinbildung vorrangig auf die Bildung der Gesamtpersönlichkeit ihrer Schülerinnen und Schüler und darf nicht einseitig auf Leistungen im kognitiven Bereich ausgerichtet sein. Sie muss sich zugleich um die Herausbildung sozialer und humaner Verhaltensweisen und Einstellungen bei den Schülerinnen und Schülern bemühen und die soziale Integration fördern.“[1]
Für die an der Realschule Emlichheim tätigen Lehrkräfte hat die Herausbildung sozialer und humaner Verhaltensweisen und Einstellungen bei den Schülerinnen und Schülern von Anfang an immer eine herausragende Bedeutung gehabt. Anlässlich der Verabschiedung der 10. Klassen im Juni dieses Jahres wurde den Entlassschülern unter anderem folgendes mit auf den Weg gegeben:
„Das Kollegium der Realschule Emlichheim wünscht euch, dass ihr die vielfältigen Aufgaben, die in Zukunft auf euch warten, frohen Mutes in Angriff nehmen könnt und mit Erfolg abschließt. Wir wünschen euch, dass ihr offen auf andere Menschen zugehen könnt, dass ihr ihnen vorurteilsfrei begegnet. Wir wünschen euch auch die nötige Geduld, das zu ertragen, was euch lästig fällt oder was euch überflüssig erscheint. Jeder von uns möchte zu den Gewinnern gehören. Das gilt für den Freizeitbereich und natürlich besonders für den beruflichen Alltag. Aber wir alle wissen, dass das nicht geht. Im sportlichen Wettkampf, im familiären Umfeld und im beruflichen Alltag ist es einfach Realität, dass nicht jeder die gleichen Asse im Ärmel hat und manchmal sind die Karten sehr ungerecht verteilt. Dann gilt für alle Parteien, das Spiel, die Situation mit Anstand zu beenden. Für den Verlierer muss es möglich sein, festzustellen, dass die Welt für ihn nicht ganz untergegangen ist, und dass er trotz allem erhobenen Hauptes und ohne Beschädigung das Spielfeld verlassen kann. Der Sieger ist hoffentlich in der Lage, ohne Arroganz und verletzender Siegestrunkenheit seinen Mitmenschen zu begegnen. Gegenseitige Akzeptanz und der gebührende Respekt voreinander ist die Basis für einen menschlichen Umgang in unserer Gesellschaft. Ich wünsche mir für euch, dass ihr in Zukunft die Starken seid, die nicht auf die Schwachen herabblicken, sondern Freude und Freundlichkeit im sozialen Bereich einbringen. Ich wünsche mir, dass ihr Pflicht nicht als Last empfindet, sondern als Bereicherung eures Lebens.“
Die Schülerinnen und Schüler der Realschule waren sich in der Vergangenheit oft ihrer Verantwortung gegenüber Hilfsbedürftigen bewusst und es gibt viele Beispiele engagierten Verhaltens gegenüber den eigenen Mitschülern aber auch gegenüber ihnen völlig unbekannten Menschen. Aus der Fülle von Beispielen seien hier einige aufgeführt.
- Die Realschule Emlichheim veranstaltete im März 1974 einen Wohltätigkeitsabend zugunsten der Hungernden in Äthiopien. Der Erlös von 3.507,76 DM wurde der Bundesstelle für Entwicklungshilfe zugeführt.
- 5.200,- DM war der Reinertrag eines Schulfestes am 24. Mai 1977, der für das Altersheim in Emlichheim bestimmt war. Herr Warsen schrieb dazu: „Sinn des Festes war jedoch nicht nur die materielle Hilfe für die Leute. Es sollten vor allen Dingen Brücken geschlagen und Verbindungen geknüpft werden zwischen Alter und Jugend.“ [2]
- Eine Folgeveranstaltung ein Jahr später erbrachte einen Reingewinn von 5.000,- DM.
- In den achtziger und neunziger Jahren wurden ununterbrochen Kinderpatenschaften finanziert.
- Die Schüler sammelten zeitnah 571,- DM für die Kinder der Opfer vom 11.09.2001 in den USA.
- Das Engagement für die Patenkinder setzte sich im neuen Jahrtausend fort, und so organisierten die Realschüler im November 2001 einen Weihnachtsbasar und sammelten über 4.000,- DM für ihr Patenkind ein.
- Im März 2002 spendeten die Realschüler 441,- € für schwer erkrankte Kinder der Universitätsklinik Münster.
- Im Oktober 2002 wurden 2.300,- € für die vom Hochwasser betroffene „Johann Wolfgang von Goethe“-Grundschule in Olbernhau (Erzgebirge) zusammengetragen. Die Flutkatastrophe hatte das gerade renovierte Schulgebäude zerstört. Mit persönlichen Briefen und Bildern wurde die Dankbarkeit von den Olbernhauern ausgedrückt.
- Im Dezember 2006 fand im Rahmen der Projekttage ein Basar in der Realschule statt. 18 Realschulklassen und die Kooperationsklasse der Vechtetalschule verkauften die von ihnen hergestellten Artikel. Der Reinerlös ergab 4.000,-€. Das Geld kam Aidswaisen in Swasiland zugute.
- Im November 2009 erbrachte der in der Realschule durchgeführte Basar einen Reinerlös von 4.000,- €. Pater Beda erhielt für sein Projekt 3.800,- € und der ehemalige Schüler der Realschule Hermann Klaassen für sein Projekt in Gambia 200,-€.
- Seit 1999 gehen die Schüler für den Volksbund Deutsche Kriegsgräber e.V. jedes Jahr im Herbst in Emlichheim von Haus zu Haus und sammeln Geld um die Arbeit des Volksbundes zu unterstützen. In dieser Zeit haben sie insgesamt über 28.000,- € zusammen getragen. Dafür werden sie regelmäßig vom Landrat des Landkreises Grafschaft Bentheim in das Kreishaus eingeladen und werden für ihre Arbeit geehrt.
2004 bekam die Realschule für ihr Engagement die Anerkennungsplakette in Silber vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. verliehen. Sie wurde überreicht vom Geschäftsführer des Bezirksverbandes Weser-Ems, H. Neumann Silkow und dem Oberkreisdirektor Herrn Josef Brüggemann.
Im Mai 2010 erhielt die Schule vom Landrat Friedrich Kethorn die Anerkennungsplakette in Gold vom Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. für ihr langjähriges Engagement.
„Der Realschule Emlichheim wird in Würdigung der Verdienste um das Werk der Kriegsgräberfürsorge, das der Völkerverständigung und der Förderung des Friedens dient, die Anerkennungsplakette in Gold des Volksbundfes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. verliehen.“
Prof. Rolf Wernstedt Der Vorsitzende Landesverband Niedersachsen
[1] Die Arbeit in der Realschule RdErl.d.MK vom 27.4.2010 – 98. Erg.-Lfg., WT 25, Juli 2010, S. 3
[2] Interne schriftliche Schulunterlagen
Diese verkürzte Aufstellung zeigt sehr deutlich, dass die Arbeit an der Realschule gemäß des Leitbildes und der Erlassvorgabe in der Vergangenheit Früchte getragen hat. Die Arbeit einer Schule darf nicht nur an Zensuren, an Leistungserfolgen und Wissen gemessen werden, sonst ist sie nur ein Lernort. Erst das soziale Engagement macht eine Schule zum Lebensort.
Die letzten 50 Jahre haben gezeigt, dass die Realschule beides ist, Lernort und Lebensort, ein Ort, an dem es sich lohnt zu lehren und zu lernen. Es bleibt zu hoffen, dass diese Schule in Emlichheim diese Tradition weiter fortsetzen kann.
Rüdiger Kopplin